Planung und Vorbereitung
Der Gedanke zu der Fahrt kam mir, als ich zum Geburtstag im letzten Jahr eine
Landkarte von Rumänien geschenkt bekam. Ehrlich gesagt, wusste ich zu diesem
Zeitpunkt nichts über dieses Land. Weder über seine Topographie noch über seine
Menschen. Aber schon die ersten Recherchen im Internet zeigten, dass es wohl
ein Motorradparadies ist. Tolle Gegend, herrliche Kurven, Schotterstrecken,
freundliche Menschen. Kurz gesagt, alles was man sich als Motorradfahrer so
wünscht. Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigte, umso interessanter wurde
eine Tour dorthin.
Eines hatten alle Berichte gemeinsam: Das häufig
unbeständige Wetter in den Karpaten. Aber da bietet die Routenplanung von Google
Maps ja eine Lösung: Sind doch nur ein paar Kilometer ans Meer. Und wenn man
dann schon mal da ist, kann man doch auch nochmal eben die paar Kilometer nach
Istanbul fahren. Klar, dass dann der Rückweg über Griechenland führt, da hat
man dann auch den wirklich warmen Süden. Kein Problem, passt alles noch auf den
Bildschirm und sind auch nur 7.000 Kilometer. Ist doch problemlos machbar!

Das Team
Soweit der Gedanke. Es geht an die Planung und von Tag zu
Tag steigt die Spannung. Ich kann die Abfahrt kaum erwarten. Mitfahrer sind
auch schnell gefunden. Mein Sohn Jan (BMW R80/7) sagt sofort zu und ist
begeistert. Genau die richtige Aktion nach dem Abitur. Als ich von den Plänen
im Freundeskreis erzähle, schließt sich sofort noch Bernhard (BMW F650) an. Das Team ist vollständig, größere Gruppen
sind auf solchen Touren zu unflexibel.

Vater und Sohn beim Schrauben Bernhard, wie man sieht, auch Pirat
Die Motorräder
Viele Berichte über Rumänien und Albanien betonen die schlechten
Straßenverhältnisse und die häufigen Schotterstrecken. Auch wenn es vielleicht
gar nicht so schlimm ist, holprig wird es auf alle Fälle. Ich beschließe daher,
mit der Enduro (G 650 Sertao) zu fahren. Im Nachhinein genau die richtige
Entscheidung. Nicht, dass die K 1300 diese Strecken nicht geschafft hätte, aber
die langen Federwege der Sertao haben die Fahrt doch deutlich angenehmer
gemacht. Mit Blick auf Jan´s alte 80/7 ist es übrigens ganz interessant, dass
so eine ganz normale Straßenmaschine früher die gleichen 200 Millimeter
Federweg hatte wie heute manche Enduro.

Reifen
Als nächstes kommt die Reifenfrage. Für Bernhards und meine Enduro steht
schnell fest, dass wir uns die Heidenau K60 Scout beschaffen. Aber was packt
man am besten auf die 80/7? Jan entscheidet sich für die K67, ebenfalls von
Heidenau. Traditionelles Blockprofil für
Oldtimer, das sich im Nachhinein als hervorragend abseits der geteerten Straßen
herausstellt, aber auf der Autobahn zu ziemlicher Unruhe führt.
Werkzeug und Ersatzteile
Bei so einer Tour ist es sicherlich angebracht die wichtigsten Werkzeuge und Ersatzteile dabei zu haben. Dazu gehört vor allem alles um Reifen zu wechseln oder zu flicken. So kam für jede Reifengöße ein Ersatzschlauch ins Gepäck und dazu noch ganz einfaches Fahrradflickzeug, das auch durchaus ausreicht um bei Schlauchreifen einen Platten zu beheben. Mit dabei waren natürlich auch Montiereisen und eine kleine Luftpumpe.
Für die 80/7 war es darüber hinaus auch wichtig Spezialwerkzeug und einige kleinere Ersatzteile mitzunehmen. So kommt es immer mal wieder vor, dass der Kondensator den Geist aufgibt und dann der Unterbrecherkontakt mit kaputt geht. Beides wurde daher eingepackt. Ebenso ein paar Ersatzspeichen, da in der Vergangenheit immer mal wieder eine brach. Was das Spezialwerkzeug anging, war es eher Zufall, dass wir einen Zentrierdorn und Schrauben zum Vorspannen der Kupplung mitnahmen und später dann auch noch beides benötigten.
Ansonsten hatten wir noch Panzertape und Kabelbinder dabei. Kann man immer gebrauchen, für die Campingausrüstung, für's Gepäck und einfach für improvisierte Reparaturen.
Kartenmaterial
Am PC kann man ja noch so gut planen. Letztlich müssen wir die Straßen auch
finden. Das Navi ist das eine, aber wird das auch in jeder Situation reichen?
Sicher ist sicher und so beschaffe ich noch von jedem Land eine Landkarte.
Diese Entscheidung war übrigens goldrichtig. Nicht selten fanden sich dort mehr
Details und gerade bei der Planung des nächsten Tages bietet eine traditionelle
Karte doch den besten Überblick.
- Ungarn, ADAC, 1:300.000
- Rumänien, ADAC, 1:750.000
- Türkei, ADAC, 1:800.000
- Griechenland, Michelin 737, 1:700.000
- Albanien, freytag&berndt, 1:200.000
- Kroatien-Bosnien&Herzegowina-Montenegro, ADAC, 1:750.000
Packtaschen
Eines steht noch aus: Wie nehmen wir das Gepäck mit? Bei Jan´s alter BMW kein
Problem. Die vor 35 Jahren selbst geschweißten Packtaschen liegen eng am
Motorrad an, bieten genug Platz, haben sich hundertfach bewährt und selbst ein
Sturz geht spurlos an ihnen vorüber.
Bei der Sertao muss ich mich allerdings fragen: Was will ich
eigentlich haben?
Das liegt daran, dass ich mich scheue meine Trax Alukoffer von
der K1300R zu montieren. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich vor
einigen Jahren eine F800 GS hatte und die fühlte sich mit der schweren
Halterung und den weit ausladenden Koffern einfach unhandlich an. Dazu kommt,
dass Auf- und Absteigen zumindest in ungünstigen Situationen recht schwierig
ist.
So entscheide ich mich für die flexiblen Ortlieb
Packtaschen, die sehr leicht sind und auch vollbeladen die Sertao nicht breit
werden lassen. Man schlägt sich die Knie nicht an und bei einem Umkipper geht
nichts kaputt. Die Taschen sind absolut regendicht und oben drauf lassen sich
problemlos Schlafsack und Isomatte befestigen. Ich habe den Entschluß nicht
bereut, auch wenn mir eine der beiden ganz zum Schluss noch an den heißen
Auspuff gekommen und geschmolzen ist. Nächstes Mal werde ich durch
Distanzstücke vorbeugen.
Ganz nebenbei hat sich allerdings noch ein weiterer Stauraum
ergeben. Da ich einen LeoVince Endschalldämpfer habe, befindet sich auf der
rechten Seite ein Loch dort, wo früher der zweite Teil des Endschalldämpfers
war. Beim Testbeladen baumeln die neuen Packtaschen daher planlos herum. Was tun?
Kurzerhand habe ich eine kleine Box geschweißt, groß genug um alle Wertsachen
aufzunehmen. Dazu kann sie mit einem stabilen Vorhängeschloss gesichert werden.
Aber auch das gesamte Regenzeug kommt darin unter. Ideal für den geplanten
Urlaub.
Bernhard bleibt bei seinen Plastikkoffern. Sie haben jede
Menge Platz und lassen sich mit einem Griff lösen. Aber schon nach wenigen
Tagen stellen sie sich als ziemlich ungeeignet heraus. Alles rappelt auf den
ständigen Schlaglochpisten und beim ersten Kontakt mit einem Baumstamm
zerspringt die rechte Tasche in tausend Teile.
Campingausrüstung
Es stand fest, dass jeder sein eigenes Zelt mitnimmt, da es immer mal passieren kann, dass man sich für eine Weile trennen muss. Das hat sich ja dann auch direkt am Anfang gezeigt, als Jan und ich zurückblieben um die 80/7 zu reparieren und Bernhard schon nach Rumänien voraus fuhr. Kleine, leichte Zelte reichten also aus. Und weil wir auch nicht mit längeren Schlechtwetterperioden rechneten, kamen bei Jan und mir unsere leichtesten, einwandigen Zelte zum Einsatz. Diese sind aber erstaunlich geräumig und wasserdicht. Ansonsten hatte jeder noch einen Dreibeinhocker, selbst aufblasende Isomatte und einen dünnen Sommerschlafsack dabei. Kocher etc. haben wir nicht mitgenommen, da man in allen besuchten Ländern köstlich und preiswert essen gehen kann. So waren Jan's 80/7 und meine Sertao nur minimalistisch beladen und blieben angenehm handlich. Vor allem blieb viel Stauraum übrig, um an heißen Tagen auch noch Lederjacke und Lederhose bequem verstauen zu können. Im Rückblick hat sich wieder einmal gezeigt, dass man bei einer Fahrt in den Süden einfach nicht mehr braucht.

Helm
Eigentlich nehme ich in den Sommerurlaub immer meinen Klapphelm mit. Aus
irgendeinem Grund verstärkt der aber den LeoVince Eintopf-Sound so stark, dass
man es kaum ertragen kann. Da ist sogar mein alter Jet-Helm viel leiser. So
fahre ich einfach mit meinem Tourenhelm und schnalle den Jet-Helm für besonders
heiße Tage hinten drauf. Ihr werdet auf den Fotos also immer so eine hässliche,
unförmige Plastiktüte sehen. Im Nachhinein völlig überflüssig, würde so einen
Aufwand nie wieder betreiben und letztlich damit auch noch alle Fotos
verschandeln.